Für die Trocknung von Tabak werden jährlich 8 Millionen Tonnen Feuerholz benötigt, für das häufig umliegende Wälder abgeholzt werden. Besonders betroffen its davon der Miombo-Trockenwald in Südostafrika, wo alle Menschen, nicht nur die Tabak anbauenden Familien, mit dem Wald auch ihre Lebensgrundlagen verlieren. Dies und andere Auswirkungen von Tabak auf Wälder zeigt das SDG-Factsheet Nr. 6 Tabak | Wälder von Unfairtobacco.
Zum Schwerpunkt: Multimediales Problem: Palmöl – Gespräche mit Betroffenen in Guatemala Für den Anbau von Ölpalmen-Monokulturen werden in Guatemala Wälder abgeholzt, Wasser und Böden vergiftet und Menschen enteignet. Die Christliche Initiative Romero (CIR) zeigt in Form einer Videoreportage die desaströsen Folgen industrieller Palmölproduktion: Betroffene berichten aus erster Hand von leeren Versprechungen der großen Agrarkonzerne, einer zerstörten Tier- und Pflanzenwelt, Menschenrechtsverletzungen und geraubten Existenzen. Interaktive Tafelbilder zum tropischen Regenwald für den MINT-Unterricht Was sind die Besonderheiten des tropischen Regenwalds? Welche Gefahren verursacht der Mensch für ihn und was kann man selbst zum Schutz beitragen? Die Interaktiven Tafelbilder „Der tropische Regenwald" auf dem Medienportal der Siemens Stiftung, verfügbar für die Grundschule und weiterführende Schulen, unterstützen Lehrkräfte dabei, die vielfältigen Aspekte des Themas altersgerecht im Sach-, Geografie- oder Biologieunterricht zu vermitteln. 4 Wildlife – Vom Regenwald ins Klassenzimmer Mit 4Wildlife möchten die Herausgeber die Themen Regenwald und Artenschutz auf innovative Art und Weise in die Schule bringen. Unter dem Motto "Groß denken, lokal handeln, global wirken" sollen Schülerinnen und Schülern spielerisch die Bedeutung von Biodiversität, der Regenwald und Artenschutz nähergebracht werden. Durch das integrierte Augmented Reality (AR) Tool wird ein emotionaler Zugang geschaffen, indem der Kapokbaum Zentralamerikas und seine tierischen Bewohner hautnah in den Lebensraum der Schülerinnen und Schüler projiziert werden. Artenvielfalt und Nachhaltige Entwicklung Das Video thematisiert den Einfluss von sinkender Artenvielfalt und den Einfluss auf vier Dimensionen der Nachhaltigen Entwicklung mit Bezug zu den SDGs in kindgerechter Art und Weise. Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler zu selbstständigem Nachdenken und Reflexion anzuregen. Dabei steht besonders eine zukunftsorientierte Denkweise im Fokus. Das Video, produziert von GES – Globale Entwicklung in der Schule (engagement-global.de), ist besonders für den Einsatz in der Grundschule, aber auch für Selbstlernprozesse geeignet. Kinderwebsite Abenteuer Regenwald Abenteuer Regenwald klärt Kinder und Jugendliche über die Bedeutung der tropischen Regenwälder auf. Auf der Plattform gibt es verschiedene Angebote: Ein Wissensbereich rund um den Regenwald erklärt, warum er die grüne Lunge unseres Planeten ist, was ihn bedroht und was man zu seiner Rettung tun kann. Interaktive Angebote wie Spiele, Rezepte, Bastel- und Malvorlagen laden dazu ein, sich über die Website hinaus mit dem Thema zu beschäftigen. Rezepte, Videos und Einkaufsratgeber verbreiten die Themen spannend, ansprechend & realitätsnah. Außerdem können Flyer, Poster und Infos heruntergeladen und für Referate & Co. verwendet werden. Filme zum Thema Regenwald/Wälder weltweit Die Eine Welt Mediendatenbank hat eine Auswahl von Filmen zum Thema Regenwald/Wälder weltweit zusammengestellt, die sich für den Einsatz in der Bildungsarbeit besonders gut eignen. Die Schauplätze sind vielfältig: So geht es um die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes, um Wiederbegrünung in Afrika, die Umweltaktivistin Wangari Maathai und um den Bayerischen Wald, der zusammen mit dem benachbarten tschechischen Nationalpark Sumova das größte zusammenhängende Waldgebiet Mitteleuropas bildet. Zum Schwerpunkt: Ausstellungen, Aktionen, FortbildungenIm Juni ist auch auf dem Blog der Sommer eingekehrt und Leserinnen und Leser haben im Schatten der Bäume viele spannende Artikel lesen können. Wir haben im Vorfeld der Stichwahlen in Kolumbien über beide Kandidaten ausführlich berichtet und erklärt was der Wahlausgang für Lateinamerika bedeuten könnte. Für fotografie-enthusiastische Menschen haben wir den MISEREOR Fotowettbewerb vorgestellt und sind schon gespannt auf die Ergebnisse. Auch ein Veranstaltungstipp war dabei: Im Mittelpunkt der diesjährigen youcoN stehen Antirassismus und kritischen Perspektiven auf Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und auf die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDG). Zum Abschluss des Monats haben wir vom Fischereiproblem Kameruns berichtet und erklärt, welche Rolle die internationale Gemeinschaft dabei spielt.
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Garmisch-Partenkirchen, 28.06.2022. Trotz neuer Hilfszusagen sind die G7 ihrer Verantwortung angesichts multipler Krisen nicht gerecht geworden. Um die aktuellen Hungerkrisen zu bekämpfen, braucht es deutlich mehr Geld. Gegen die Klimakrise hätten sich die G7 auf stärkere Minderungsziele und Unterstützung einkommensschwacher Länder verständigen müssen. Zudem war der Kampf gegen die COVID-19-Pandemie auf dem Gipfel nur ein Randthema. Die Gipfel-Beschlüsse sind deshalb ein „Blendwerk", meint Charlotte Becker, Leiterin Politik und Kampagnen von Oxfam Deutschland, das von dem „historischen Versagen" der G7 ablenken soll.
Charlotte Becker, Leiterin Politik und Kampagnen der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam Deutschland, kommentiert die Beschlüsse des G7-Gipfels in Elmau:
„Die Beschlüsse des Gipfels von Elmau sind Blendwerk, das vom historischen Versagen der G7 ablenken soll. Die zugesagten 4,5 Milliarden US-Dollar sind viel zu wenig, um die globale Nahrungsmittelkrise zu beenden und zu verhindern, dass Menschen weiter hungern. Um den Hunger zu beenden und die Hilfsaufrufe der Vereinten Nationen zu finanzieren, sind mindestens 28 Milliarden US-Dollar zusätzlich erforderlich.
Zudem greifen die Beschlüsse viel zu kurz: Auf jeden Dollar an Hilfsgeldern kommen zwei Dollar, die einkommensschwache Länder an ihre Gläubiger zahlen müssen, oft Banken in New York oder London, die riesige Gewinne machen. Die G7 hätten sich darauf verständigen müssen, dass diese Schulden gestrichen werden sollen. Doch nichts dergleichen ist passiert.
Geschichte droht sich zu wiederholen: Beim letzten G7-Gipfel in Elmau hatten sich die Staats- und Regierungschefs verpflichtet, die Zahl der Hungernden um 500 Millionen Menschen zu verringern. Doch passiert ist nichts. Stattdessen gibt es sieben Jahre später 335 Millionen mehr Hungernde auf der Welt, verbunden mit unermesslichem Leid. Wir brauchen jetzt dringend neue Ansätze, um die zugrunde liegenden Ursachen von Hunger wie wirtschaftliche Ungleichheit und die Klimakrise zu bekämpfen.
Bei vielen Unternehmen sind die Gewinne während der COVID-19-Pandemie in die Höhe geschnellt und die Zahl der Milliardäre ist in 24 Monaten stärker gestiegen als in 23 Jahren. Es gibt jetzt 62 neue Milliardäre in der Nahrungsmittelindustrie.
Die G7 müssen deshalb die großen Gewinner der Krise besteuern. Die Energie- und Lebensmittelkonzerne machen riesige Gewinne und schaffen neue Milliardäre. Nötig ist deshalb eine Übergewinnsteuer auf Extraprofite während der Corona-Pandemie."
G7-Maßnahmen gegen Klimakrise unzureichend
"Auch bei der Bekämpfung der Klimakrise springen die G7 deutlich zu kurz. Die Weigerung der G7-Staaten, dem Beschluss des UN-Klimagipfels 2021 klar nachzukommen und jetzt ihre schwachen Klimaziele zu verschärfen, sendet ein schwieriges Signal an den Rest der Welt, insbesondere an einkommensschwache Länder, die bereits massiv unter den Auswirkungen der sich verschärfenden Klimakrise leiden.
Die Verwässerung der im letzten Jahr eingegangenen Verpflichtung, die öffentliche Finanzierung von klimaschädlichen fossilen Energieprojekten zu beenden, ist unverantwortlich und wird die Klimakrise weiter verschärfen. Das wird noch verstärkt durch die mangelnden Fortschritte hinsichtlich gemachter Zusagen über versprochene finanzielle Hilfen gegen die Klimakrise in einkommensschwachen Ländern.
Die eingegangenen bzw. bekräftigten Verpflichtungen, den Stromsektor bis 2035 und den Straßenverkehr bis 2030 stark zu dekarbonisieren, deuten zwar in die richtige Richtung, hätten aber stärker ausfallen müssen. Was nach wie vor fehlt, ist ein Ausstiegsdatum 2030 für die klimaschädliche Kohle.
Für hilfreich halten wir die ersten Schritte hin zu den angekündigten Just Energy Partnerships mit Indonesien, Indien, Senegal und Vietnam. Solche Partnerschaften können für die beteiligten Länder mehr Verlässlichkeit hinsichtlich der notwendigen Unterstützung bedeuten. Allerdings braucht es für wirksame Partnerschaften auch ausreichend finanzielle Zusagen, und die Umsetzung dieser Partnerschaften vor Ort mit den Menschen partizipativ, inklusiv und gendergerecht gestaltet werden und insbesondere auch bestehende Ungleichheiten angehen."
Pandemie auf dem Gipfel sträflich abwesend
"Die COVID-19-Pandemie war zudem sträflich abwesend auf diesem Gipfel, als gebe es keine globale Gesundheitskrise mehr. Doch davon sind wir weit entfernt. Es drohen neue Virus-Varianten, denen Millionen Menschen vor allem in einkommensschwachen Ländern schutzlos ausgeliefert sind, weil sie keinen Zugang zu Impfstoffen haben. Nur 18 Prozent der dortigen Bevölkerung sind geimpft. Dafür sind vor allem die G7 verantwortlich. Sie haben nicht einmal die Hälfte der vor einem Jahr versprochenen Impfdosen geliefert. Und sie widersetzen sich einer Freigabe des Patentschutzes auf COVID-19-Impfstoffe, Medikamente und Tests und verhindern dadurch, dass einkommensschwache Länder selbst in die Produktion dieser lebensrettenden Technologien einsteigen können."
Hinweise:
Montag, 04.07.2022, 10:30 – 16:30 Uhr
Das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) richtet seine Afrika-Politik neu aus. Zu diesem Zweck erarbeitet das Ministerium zurzeit eine neue Afrika-Strategie zusammen mit allen wichtigen Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Im Rahmen der Konsultationen findet am kommenden Montag, 4. Juli 2022, ein „Zivilgesellschaftstag" im Berliner Dienstsitz des BMZ statt. Rund 250 Vertreter*innen afrikanischer und europäischer Nichtregierungsorganisationen (NROs) werden in einem breit angelegten Dialog ihre Ideen, Vorstellungen und Anforderungen an die neue Afrika-Strategie einbringen und diskutieren.
Auf dem Programm des Zivilgesellschaftstags stehen zentrale entwicklungspolitische Themen wie eine ökologische und sozial gerechte Transformation, soziale Sicherung in den Ländern Afrikas, feministische Entwicklungspolitik und die zunehmenden Einschränkungen von NROs in vielen afrikanischen Staaten. Das BMZ hat den als hybride Veranstaltung angelegten Dialog in enger Zusammenarbeit mit Angehörigen der Zivilgesellschaft vorbereitet, darunter auch Organisationen der afrikanischen Diaspora.
BMZ-Staatssekretär Jochen Flasbarth wird die Impulse entgegennehmen und darüber mit Maina Kiai, ehemaliger Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen zu Versammlungs- und Organisationsfreiheit, und Mathias Mogge, Vorsitzender des Verbands Entwicklungspolitik und humanitäre Hilfe (VENRO), ins Gespräch kommen.
Konferenzsprache ist Englisch mit Simultanübersetzung ins Französische. Presseteilnahme ist in Präsenz (BMZ, Stresemannstr. 94, 10963 Berlin) oder virtuell möglich.
Um Anmeldung wird gebeten unter
Das Programm und weiterführende Informationen finden Sie unter
Berlin, 25.06.2022. Hätten die G7 die für 2022 zugesagten Impfstoffspenden bereits 2021 geliefert, könnten fast 600.000 Menschen noch am Leben sein, die an COVID-19 gestorben sind. Außerdem haben mehrere G7-Staaten ihre Zusagen nicht eingehalten. Das zeigt eine Analyse, die Oxfam und die People's Vaccine Alliance (PVA) heute im Vorfeld des G7-Gipfels in Elmau veröffentlichen.
Die Analyse beruht auf einer gestern veröffentlichten Studie des Imperial College London, die belegt, dass es 599.300 Menschen das Leben gerettet hätte, wenn 40 Prozent der Bevölkerung in allen Ländern doppelt geimpft worden wären. Hätten die G7 die versprochenen Impfstoffspenden früher geliefert, wäre dieses Ziel erreichbar gewesen. Fast alle vermeidbaren Todesfälle traten in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen auf.
Laut der PVA hat das Vereinigte Königreich seine Zusagen am deutlichsten verfehlt und nicht annähernd die versprochene Menge an Impfstoffen geliefert, nur 39 Prozent der versprochenen 100 Millionen Dosen sind tatsächlich angekommen. Das so genannte Team Europe hat nur 56 Prozent der zugesagten Dosen geliefert. Kanada hat nur 30 Prozent der bis Ende 2022 versprochenen 50,7 Millionen Dosen geliefert, die USA nur 46 Prozent der bis Anfang 2023 zugesagten 1,2 Milliarden Dosen.
Außerdem deckt die Analyse von Oxfam und der PVA auf, dass die wohlhabenden Länder bereits damit begonnen haben, die nächste Generation von COVID-19-Impfstoffen zu horten. Daten von Airfinity zu Lieferverträgen mit Moderna und Pfizer/Biontech legen nahe, dass schon über die Hälfte (55 Prozent) der für 2022 veranschlagten Produktion von Ländern mit hohem Einkommen aufgekauft wurde. Wirtschaftlich benachteiligte Länder dagegen werden vermutlich – wie bereits vergangenes Jahr – kaum Impfstoffe abbekommen.
Mittlerweile haben die wohlhabenden Länder, angeführt von der EU und Großbritannien, den 2020 von Südafrika und Indien bei der WTO eingebrachten Antrag auf Freigabe der geistigen Eigentumsrechte für COVID-19-Technologien blockiert. Stattdessen wurde ein Alternativantrag durchgesetzt, der Medikamente, Tests und Technologien außen vorlässt und der es wirtschaftlich benachteiligten Ländern weiter unmöglich macht, eine lokale Produktion aufzubauen. Oxfam und die PVA halten es für einen systemischen Fehler, wenn einkommensschwache Länder auf Spenden angewiesen sind, um ihre Bevölkerung zu impfen. Dieses Modell führt zu Vertrauensverlust und Frustration.
Max Lawson, Leiter Soziale Ungleichheit bei Oxfam International und Co-Vorsitzender der PVA, erklärt: „Die wohlhabenden Länder haben den Globalen Süden in Sachen COVID-19-Impfstoffe vollständig hintergangen. Zuerst haben sie den kompletten Bestand aufgekauft, dann haben sie versprochen zu spenden, was sie nicht mehr brauchen, und schließlich haben sie nicht einmal diese Zusagen eingehalten."
„Jetzt sind die wohlhabenden Staaten schon wieder dabei, auch die Omikron-spezifischen Impfstoffe zu horten, während die Menschen in einkommensschwachen Ländern neuen Varianten mit den alten, weniger effektiven Impfstoffen begegnen müssen. Der einzige Weg, das zu verändern, besteht darin, die Länder zu berechtigen, ihre eigene Produktion aufzubauen und ihnen die dafür nötigen Technologien bereitzustellen."
Julia Kosgei, Gesundheitsreferentin der PVA, erklärt: „Hundertausende Menschen in Afrika wurden durch die Impfstoffe gerettet, aber es hätten noch viel mehr Todesfälle verhindert werden können. Viele Länder haben ein Jahr auf die ersten Dosen gewartet, dann alle auf einmal bekommen, oft kurz vor dem Verfallsdatum. So lässt sich keine sinnvolle Impfkampagne durchführen, zumal in Ländern mit Gesundheitssystemen, die ohnehin schon jenseits der Belastungsgrenze arbeiten."
Oxfam ist Teil der People's Vaccine Alliance, einem Bündnis von fast 100 Organisationen, das sich für die Aussetzung der Patentrechte auf COVID‑19-Impfstoffe einsetzt.
Impfstoffspenden der G7-Staaten
Die Daten der gelieferten Impfstoffspenden stammen aus einem nicht-öffentlichen Datensatz des Unternehmens Airfinity, erhoben am 9. Juni 2022. Die Quellen der Spendenzusagen finden sich unten. Es handelt sich sowohl um Zusagen, die auf dem G7 Gipfel 2021 gemacht wurden, als auch um nachfolgende Versprechen. Dabei wurden nur Spenden in Form von Impfstoffdosen miteinbezogen. 1.071.932.390 Dosen sollen laut der Zusagen noch geliefert werden.
Land
Gesamtzahl Lieferungen Impfstoffdosen bis zum 9. Juni 2022
Zugesagt insgesamt
Zugesagt bis
Zusage / Lieferung
Quelle der Zusage
Kanada
15.441.410
50.700.000
Ende 2022
30 %
Japan
38.477.570
60.000.000
Keine Angabe
64 %
Großbritannien
39.090.930
100.000.000
Juni 2022
39 %
USA
550.668.340
1.200.000.000
Vor 2023
46 %
„Team Europe"*
395.089.360
700.000.000
Mitte 2022
56 %
Gesamt
1.038.767.610
2.110.700.000
49 %
Land
Geliefert
Zugesagt
Zugesagt bis
Zusage / Lieferung
Quelle der Zusage
Frankreich
67.943.110
120.000.000
Mitte 2022
57%
Deutschland
116.316.360
175.000.000
Ende 2022
66%
Italien
56.112.160
100.700.000
Keine Angabe
56%
*„Team Europe" ist eine Impfstoffinitiative, die alle EU-Staaten umfasst und außerdem Island, Liechtenstein und Norwegen. Einzelne EU-Staaten haben eigene Zusagen gemacht, die bei dem Ziel von 700 Millionen Dosen eingerechnet sind.
Vermeidbare Todesfälle
Die Studie des Imperial College London vom 23.06.2022 zeigt auf, dass 599.300 zusätzliche Todesfälle, die zwischen dem achten Dezember 2020 und dem achten Dezember 2021 auftraten, vermeidbar gewesen wären, wenn das WHO-Ziel von 40 Prozent doppelt geimpfter Bevölkerung in jedem Land erreicht worden wäre.
Einkommensgruppe
Todesfälle, die durch Erreichen der 40 Prozent-Impfquote zu vermeiden gewesen wären
Hohes Einkommen
20
Oberes mittleres Einkommen
51.110
Unteres mittleres Einkommen
347.500
Niedriges Einkommen
200.000
Oxfam und die PVA haben anhand von Daten von Our World in Data berechnet, dass 961.963.161 Dosen notwendig sind, um das 40-Prozent-Ziel in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen bis Ende 2022 zu erreichen – vorausgesetzt der Annahme, dass zwei Dosen verimpft werden. Die G7-Staaten haben 1.071.932.390 Dosen noch nicht geliefert. Die Annahme, dass die Todesfälle vermeidbar wären, setzt voraus, dass die G7 ihre Zusagen schon 2021 erfüllt hätten – viele laufen bis 2022.
Omikron-spezifische Impfstoffe
Die Analyse der Impfstoffbestellungen und des geplanten Produktionsumfangs der Omikron-spezifischen mRNA-Impfstoffe für 2022 anhand von Airfinity-Daten zeigt, dass schätzungsweise 61 Prozent der von Pfizer/Biontech veranschlagten 409 Millionen Omikron-Impfstoffdosen und 36 Prozent der 113 Millionen von Moderna veranschlagten neuen Impfstoffdosen in Länder mit hohem Einkommen geliefert werden sollen. Dabei wird vorausgesetzt, dass die Verteilung der neuen Impfstoffe in denselben Verhältnissen erfolgt wie die Impfstoffverteilung seit Beginn dieses Jahres. Insgesamt hätten sich Länder mit hohem Einkommen damit 55 Prozent des in diesem Jahr voraussichtlich verfügbaren Angebots an neuen Impfstoffen bereits gesichert.
Die Kosten der Impfstoffmonopole
Die Studie The Great Vaccine Robbery untersucht die extrem überhöhten Preise, die von einigen Pharmakonzernen für COVID-19-Impfstoffe erhoben werden.
Berlin - Außenministerin Annalena Baerbock, Entwicklungsministerin Svenja Schulze und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir laden heute zu einer internationalen Konferenz für globale Ernährungssicherheit nach Berlin ein. Über 50 Vertreterinnen und Vertreter von Regierungen, internationalen Organisationen und Zivilgesellschaft beraten dort über eine koordinierte und wirksame Antwort auf die von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine dramatisch verschärfte globale Hungerkrise. Zu den teilnehmenden Staaten gehören die G7 und andere Geber, aber auch Länder und Organisationen weltweit. Im Fokus stehen besonders von der Ernährungskrise betroffene Regionen wie die Afrikanische Union. Die Konferenz ist Teil einer diplomatischen, entwicklungs- und agrarpolitischen Initiative Deutschlands. Kurz vor dem G7-Gipfel in Elmau hebt sie das Thema Ernährungssicherheit ganz nach oben auf die internationale Agenda.
Nach neuesten Zahlen des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) leiden 345 Millionen Menschen in 82 Ländern akut Hunger – 200 Millionen Menschen mehr als noch vor zwei Jahren. Zusätzlich zu Klimakrise, Artensterben und Covid-19-Pandemie kommt als größter Treiber dieses rapiden Anstiegs nun der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hinzu. Die Folgen des russischen Kriegs in der Kornkammer Ukraine sind unmittelbar spürbar: Vor dem Krieg bezog das WFP die Hälfte seines Weizen aus der Ukraine. Einige nordafrikanische Staaten deckten ihren Weizenbedarf fast ausschließlich durch ukrainische Importe. Seit Kriegsbeginn sind die Häfen blockiert, zahlreiche Silos sind überfüllt und nur ein Teil des eingelagerten Weizens kann exportiert werden. Auch Teile der diesjährigen Ernte fallen aus.
Neben den ausbleibenden direkten Weizenlieferungen aus der Ukraine, die vor allem den Mittelmeerraum betreffen, treiben steigende Preise weltweit Menschen in den Hunger. Der Lebensmittelpreisindex der FAO erreichte 2022 ein neues Allzeithoch. Zu den strukturellen Problemen zählt, dass viele Länder von Importen weniger Agrargüter wie Weizen oder Mais abhängig sind.
Deutschland engagiert sich bereits stark für globale Ernährungssicherheit und die Umsetzung des Menschenrechts auf angemessene Nahrung. Die Bundesregierung ist hier seit Jahren hinter den USA der zweitgrößte Geber weltweit. Um speziell die Folgen des russischen Angriffskriegs für die globale Ernährungssicherheit zu mildern, hat Deutschland als G7-Vorsitz bereits im März 430 Millionen Euro zusätzlich zugesagt. Insgesamt wird Deutschland dieses Jahr rund 4 Milliarden Euro in humanitäre Nahrungsmittelhilfe und krisenfeste Ernährungssysteme investieren. Bei der heutigen Konferenz wird die Bundesregierung sich dafür einsetzen, dass auch andere Geber in den nächsten Wochen verbindliche Zusagen machen.
Die Konferenz versteht sich als Beitrag zur Vorbereitung des G7-Gipfels in Elmau. Sie ist Ausdruck der Solidarität mit den Menschen vor allem im globalen Süden, die in dramatischer Weise unter den Folgen des Krieges in der Ukraine leiden. Ziel ist, die diplomatische Arbeit für Getreideausfuhren aus der Ukraine zu unterstützen, humanitäre Hilfe zu stärken und einen langfristigen Ansatz zur Überwindung der Krise zu entwickeln. Es geht um einen abgestimmten, wirksamen Einsatz und eine nachhaltige Ausrichtung der Hilfen. Deutschland hat darum zusammen mit der Weltbank das Bündnis für globale Ernährungssicherheit initiiert, das alle Akteure (Stand heute: rund 100) verbindet, die an einer schnellen und zugleich nachhaltigen Antwort auf die aktuelle Krise mitarbeiten wollen.
Ein weiteres Thema der Konferenz ist die Unterstützung der Ukraine beim Export des eingelagerten Getreides. Die Getreideausfuhren sind von rund fünf Millionen Tonnen pro Monat in Friedenszeiten auf 350.000 Tonnen zu Kriegsbeginn eingebrochen. Durch einen internationalen Kraftakt ist es gelungen, im Mai 1,7 Millionen Tonnen Getreide aus der Ukraine über Alternativwege an den Weltmarkt zu bringen. Ziel muss sein, die Exportmengen weiter signifikant zu erhöhen. Um alternative Exportrouten auch dauerhaft zu etablieren, unterstützt die Bundesregierung mit 500.000 Euro ein FAO-Projekt zum Ausbau von Laborkapazitäten an der Grenze zu Rumänien in Ismajil. Durch mehr Laborkontrollen sollen Exporte über die Donau schneller abgefertigt und die Exportmenge erhöht werden.
Die Konferenz „Uniting for Global Food Security" wird über UN Web TV unter https://media.un.org/en/asset/k1v/k1vc0q6s23 übertragen.
Vor G7-Gipfel
Oxfam fordert Übergewinnsteuer, um Hunger- und Klimakrise zu bekämpfen
Sondersteuer auf Extraprofite der größten Unternehmen könnte über 430 Milliarden US-Dollar mobilisieren
Berlin, 24.6.2022. Eine Übergewinnsteuer auf Extraprofite, Schuldenerlasse und mehr Unterstützung für einkommensschwache Länder gegen die Klimakrise fordert die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam im Vorfeld des G7-Gipfels. Zudem müssen die Staats- und Regierungschefs, die sich ab Sonntag auf Schloss Elmau treffen, für einen weltweit gerechten Zugang zu COVID-19-Impfstoffen, -Medikamenten und -Tests sorgen. Oxfam hat kalkuliert, dass sich mit einer Sondersteuer auf Extraprofite allein bei den größten Unternehmen der G7-Länder über 430 Milliarden US-Dollar mobilisieren ließen. Geld, das dringend benötigt wird, um Armut zu bekämpfen und die drohende Hungerkatastrophe in Ost- und Westafrika abzuwenden.
Klimakrise, Corona-Pandemie, Konflikte und Armut sorgen dafür, dass Millionen Menschen Hunger leiden. Die weltweiten Lebensmittelpreise sind durch den Krieg in der Ukraine auf einem Rekordhoch, einige Länder stehen offiziell kurz vor einer Hungersnot. In Ostafrika stirbt aktuell alle 48 Sekunden ein Mensch an den Folgen von Unterernährung. Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie haben zudem weltweit Ungleichheit und Armut verschärft. Besonders betroffen sind Frauen sowie Menschen, die wegen ihrer Herkunft, Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung diskriminiert werden.
„Hunger und Armut sind die Folge von Ungleichheit und politischer Untätigkeit. In allen Ländern sind es Menschen mit geringem Einkommen, die angesichts steigender Lebenshaltungskosten nicht mehr wissen, wie sie über die Runden kommen sollen. Für viele geht es inzwischen um Leben und Tod. Genug der warmen Worte, jetzt ist Handeln gefragt. Die G7 müssen sich auf einen Aktionsplan gegen den Hunger und Armut verständigen und dafür eine Übergewinnsteuer und Schuldenerlasse auf den Weg bringen", erklärt Tobias Hauschild, Leiter Soziale Gerechtigkeit bei Oxfam Deutschland.
Mehr Geld für Nothilfe und Schuldenerlass
Für die Entwicklungszusammenarbeit in den Bereichen Landwirtschaft, Ernährungssicherheit und Ernährung müssen die G7-Staaten ihrer bisherigen Beiträge verdoppeln und 14 Milliarden US-Dollar zusätzlich bereitstellen. Darüber hinaus müssen die G7 den globalen Nothilfeaufruf der Vereinten Nationen vollständig finanzieren, der für dieses Jahr einen Bedarf von 46 Milliarden US-Dollar ausweist, wovon aber nur weniger als 20 Prozent gedeckt sind.
Dabei ist Geld genug da: Eine einmalige Sondersteuer von 90 Prozent auf Extraprofite allein bei den größten Unternehmen der G7-Länder würde über 430 Milliarden US-Dollar einbringen. Das ist genug Geld, um die Finanzierungslücken aller humanitären Hilfsaufrufe der Vereinten Nationen zu schließen, einen 10-Jahres-Plan zur Beendigung des Hungers zu finanzieren und den ärmsten zehn Prozent der Bevölkerungen der G7-Staaten einen einmaligen Zuschuss von über 3.000 US-Dollar zu zahlen, um die steigenden Lebenshaltungskosten zu decken. Laut einer aktuellen von Oxfam beauftragten Umfrage des Instituts Kantar sind drei Viertel der Bundesbürger*innen dafür, Extraprofite von Unternehmen stärker zu besteuern.
Zudem fordert Oxfam einen spürbaren Schuldenerlass für einkommensschwache Länder. Deren Schuldendienst wird dieses Jahr auf 43 Milliarden US-Dollar geschätzt, die bisherigen Initiativen waren unzureichend. Gläubiger müssen Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen in den kommenden zwei Jahren ihre Schuldenzahlungen erlassen. Auch müssen die G7 dazu beitragen, dass Menschen in einkommensschwachen Ländern besseren Zugang zu sozialer Sicherung erhalten, insbesondere Frauen und Menschen mit nicht-binärer Geschlechtsidentität. Leistungen sollten sich am Bedarf, nicht am Einkommen orientieren.
Mehr Klimaschutz und Freigabe des Patentschutzes
Der grassierende Hunger ist auch eine Folge der sich zuspitzenden Klimakrise. Die Emissionen steigen, doch die von den Staaten formulierten Klimaschutzziele sind unzureichend, um die Erwärmung unter der kritischen 1,5 Grad-Grenze zu halten. Trotz der Aufforderung des UN-Klimagipfels im vergangenen Jahr, die Emissionsziele zu erhöhen, haben die G7-Staaten dazu bislang keine Bereitschaft gezeigt. Zudem verfehlen die Industriestaaten weiterhin ihr Ziel, jährlich 100 Milliarden US-Dollar für Klimaschutz und Anpassung für einkommensschwache Länder bereitzustellen. Auch die Bundesregierung will derzeit die Klima-Hilfen entgegen der deutschen Zusage nicht steigern.
Vor diesem Hintergrund fordert Oxfam mehr Anstrengungen der G7 im Klimaschutz und bei der Bewältigung der Klimakrise. Die Mitgliedsstaaten müssen ihre Minderungsziele deutlich verstärken, sich zum frühen Ausstieg aus der Kohleverstromung verpflichten und ihre im vergangenen Jahr gemachten Zusagen zur Unterstützung einkommensschwacher Länder ausweiten.
Zugleich stehen die G7-Staaten in der Pflicht, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass auch Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen ihre Bevölkerungen vor COVID-19 schützen können. Hierfür ist ein deutlich besserer Zugang zu Impfstoffen, Tests und Medikamenten nötig. Dafür braucht es eine umfassende Freigabe des Patentschutzes auf diese Technologien, den Transfer von Wissen und Knowhow sowie Investitionen in die lokale Produktion. Erst 18 Prozent der Menschen in einkommensschwachen Ländern haben zumindest eine Impfstoffdosis erhalten. Das zeigt, wie krachend die G7 mit ihrem selbst gesteckten Ziel gescheitert sind, die Verteilung gerecht zu gestalten.
Methodologie der Berechnungen:
Juni 2022
THEMENSCHWERPUNKT
G7-Gipfel in ElmauLiebe Leser_innen,
am kommenden Sonntag beginnt der G7-Gipfel in Elmau. Angesichts des Kriegs gegen die Ukraine, der drohenden Ernährungskrise und des Klimawandels sind die Erwartungen an die Staats- und Regierungschefs der G7 hoch.
VENRO hat zusammen mit dem Forum Umwelt und Entwicklung die Civil7, ein Zusammenschluss internationaler zivilgesellschaftlicher Organisationen, koordiniert. Sie rufen die G7 dazu auf, klare Zusagen zu machen, um den Klimawandel, Armut und Ungleichheit konsequent zu bekämpfen ─ denn Fortschritt hin zu einer gerechten Welt muss mehr als ein Versprechen sein.
Im Interview spricht Patricia Miranda, Mitglied des Civil7-Steuerungskreises, über die Positionen der Civil7 und die Sorge, dass langfristige entwicklungspolitische Herausforderungen angesichts des Kriegs in der Ukraine in den Hintergrund geraten könnten.
Die Empfehlungen der Civil7 übergaben wir im Rahmen des C7-Gipfels an Bundeskanzler Olaf Scholz. Das Civil7-Communiqué und weitere Informationen finden Sie in diesem Newsletter und unter www.civil7.org.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre!
Herzliche Grüße
Heike Spielmans
Geschäftsführerin
Rubriken dieses Newsletters
„We call on the G7 leaders to take and implement the proposals from the Civil7"
Im Interview erklärt Patricia Miranda, Mitglied des Civil7-Steuerungkreises und Koordinatorin der Arbeitsgruppe „Ökonomische Gerechtigkeit", was sie vom diesjährigen G7-Gipfel erwartet und warum eine lebendige Zivilgesellschaft so wichtig für die Demokratie ist.
Zum Interview (EN)„Fortschritt für eine gerechte Welt" muss mehr als ein Versprechen sein!
Am 5. Mai 2022 hat die als Civil7 organisierte internationale Zivilgesellschaft ihre politischen Empfehlungen an Bundeskanzler Olaf Scholz übergeben.
Die Civil7 rufen die G7 dazu auf, Verantwortung zu übernehmen und die Frage nach globaler Gerechtigkeit in den Fokus ihrer Politik zu stellen. Sie erwarten von den Staats- und Regierungschefs, dass sie nicht im aktuellen Krisenmanagement stecken bleiben, sondern Weichenstellungen für eine Lösung der strukturellen globalen Probleme vornehmen.
Zu ihren Forderungen gehören unter anderem:
Alle Forderungen der Civil7 sind im Communiqué nachzulesen.
Zum Communiqué (PDF, EN)G7-Entwicklungsminister_innen müssen Geschlechtergerechtigkeit stärker ins Zentrum rücken
Im Vorfeld des G7-Gipfels haben VENRO und die Civil7 eine feministische Entwicklungspolitik eingefordert. Unsere Vorstandsvorsitzende Martina Schaub war zum Treffen der G7-Entwicklungsminister_innen eingeladen worden, um einen Input zu diesem Thema zu geben. In der Entwicklungszusammenarbeit werden Frauen noch zu wenig als handelnde Akteurinnen gesehen und nur unzureichend in Entscheidungsprozesse eingebunden. Daher braucht es in der Entwicklungspolitik ebenso wie in der Sicherheits- und Außenpolitik einen systematischen Fokus auf Geschlechtergerechtigkeit.
Zur PressemitteilungAppell an die G7 für eine globale Energiewende
Anlässlich des Treffens der Energie-, Umwelt- und Klimaminister_innen der G7 haben wir die Regierungen aufgefordert, schnellstmöglich aus fossilen Energieträgern auszusteigen. Wie wichtig der Ausbau erneuerbarer Energien weltweit zur Lösung der Klimakrise ist, unterstrich Kayu Orellana, Mitglied des VENRO-Vorstandes, der im Rahmen des Treffens einen Input zum Thema geben konnte.
Zur PressemitteilungZivilgesellschaftliche Handlungsräume weltweit stärken
Zivilgesellschaftliche Organisationen kämpfen weltweit dafür, dass ihre Gesellschaften nachhaltiger, demokratischer und gerechter werden. Doch ihr Engagement ist in der Mehrzahl der Länder unter Druck, Tendenz steigend. Nicht einmal zwölf Prozent der Weltbevölkerung lebt in Staaten, in denen Menschen ungehindert ihre Meinung sagen können. In unserer Stellungnahme zeigen wir vier zentrale Handlungsfelder für die Bundesregierung und den Bundestag auf, um die im Koalitionsvertrag genannten Ziele zur Stärkung der Zivilgesellschaft bis 2025 zu erreichen.
Zur Stellungnahme (PDF)Bundeshaushalt 2022 – Etat für Entwicklungszusammenarbeit stagniert
Der Bundestag hat den Haushalt für das Jahr 2022 beschlossen. Im Laufe der Verhandlungen wurden die Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit erhöht und liegen nun wieder auf dem Niveau des Vorjahres. Auch die humanitäre Hilfe wurde um rund 700 Millionen Euro auf 2,7 Milliarden Euro aufgestockt. Insgesamt bleibt das Ergebnis jedoch hinter unseren Erwartungen zurück. In der mittelfristigen Finanzplanung sind zudem deutliche Kürzungen für den BMZ-Etat vorgesehen. Eine Übersicht der Ergebnisse der Haushaltsverhandlungen haben wir für Sie bereitgestellt.
Zur Analyse (PDF)Nur mit einem inklusiven Multilateralismus lässt sich nachhaltige Entwicklung finanzieren
Der Bericht des UN-Generalsekretärs „Unsere Gemeinsame Agenda" aus dem Jahr 2021 gilt als Weckruf für mehr globale Solidarität und die Stärkung der internationalen Zusammenarbeit. Die darin aufgeführten Maßnahmen sind als ein Beitrag gedacht, um die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 zu erreichen. Aus unserer Sicht werden diese allerdings nicht dazu beitragen, die Führungsrolle der Vereinten Nationen in der Sozial-, Finanz- und Wirtschaftspolitik zu stärken. Wir schlagen alternative Maßnahmen vor.
Zur Stellungnahme (PDF)Wenn Ihnen unser Newsletter gefällt, leiten Sie ihn gerne weiter!
14.07.2022, Online-Seminar, VENRO, Online
Digital und Machtkritisch
Der Digitalisierungsschub durch Corona hat Bildungspraktiker_innen vor viele Herausforderungen gestellt, bietet aber auch neue Möglichkeiten: Insbesondere für den internationalen Austausch und den Einbezug von Perspektiven aus dem globalen Süden in die Bildungsarbeit kann Digitalisierung eine große Chance darstellen. Welche neuen Möglichkeiten und Zugänge bieten digitale Angebote? Wie können wir Digitalisierung nutzen, um verschiedene Perspektiven sichtbar zu machen und insbesondere Stimmen aus dem globalen Süden in unsere Bildungsarbeit einzubeziehen? Diesen Fragen möchten wir gemeinsam mit Ihnen auf den Grund gehen.
Zur VeranstaltungWas ist ein gutes Auslandsprojekt? Qualifizierungsseminar zu Auslandsprojekten im Rahmen des EZ-Kleinprojektefonds
Das Seminar richtet sich an gemeinnützige Organisationen in Deutschland, die Kontakte in Länder des globalen Südens haben und ein Partnerschaftsprojekt planen und durchführen möchten.
Methoden und Instrumente der Projektentwicklung und -begleitung werden vorgestellt und praktisch eingeübt. Darüber hinaus geben wir in dem Seminar Hinweise zu Fördermöglichkeiten für Auslandsprojekte aus dem Titel Private Träger des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Zur VeranstaltungMonitoring, Evaluation, Accountability & Learning (MEAL) sind zentrale Bestandteile eines jeden humanitären Projekts. MEAL umfasst die Entwicklung wirkungsorientierter Indikatoren, die Überprüfung der Projektziele und Aktivitäten, die Berichterstattung an Zuwendungsgeber, Öffentlichkeit oder Menschen vor Ort sowie die Nutzung der Erkenntnisse für weitere Projekte oder organisationsübergreifendes Lernen.
Die Teilnehmenden erhalten einen Überblick über die Grundlagen von MEAL und deren Umsetzung in humanitären Projekten. Sie arbeiten während der Fortbildung an eigenen Beispielprojekten und lernen dabei konkrete Schritte kennen.
Zur VeranstaltungGermanwatch sucht eine_n Referent_in für Kommunikationsdesign (w/m/d)
Ärzte der Welt sucht eine Assistenz im Projekt Neustart Gesundheit (m/w/d)
medicale mondiale sucht eine_n Referent_in Evaluation (m/w/d)
Aktion gegen den Hunger sucht eine_n Referent_in Kooperationen und Fundraising (m/w/d)
arche noVa sucht eine_n Global Security Advisor (m/w/d)
AGIAMONDO sucht eine_n Referent_in für Finanzmanagement (m/w/d)
SOS Humanity sucht eine Geschäftsführung (m/w/d)
Malteser International sucht eine Projektassistenz Afrika (m/w/d)
Alle StellenangeboteTel.: 030 2639299-10
VENRO – Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe
Stresemannstraße 72
10963 Berlin
Redaktion: Anna Raulf, Janna Völker
Fotos: Jan Kulke
© 2022 VENRO
Kernaussagen der Beratung:
UNICEF-Appell vor dem G7-Gipfel
Jede Minute ein weiteres Kind schwer mangelernährt
Laut UNICEF sind dringend zusätzliche finanzielle Mittel notwendig, um acht Millionen Kinder zu versorgen, deren Leben durch schwere akute Mangelernährung bedroht ist.
© UNICEF/UN0640824/DejonghKöln/ New York, den 23. Juni 2022// Fast acht Millionen Kinder unter fünf Jahren in 15 Krisenländern sind vom Tod durch schwere akute Mangelernährung bedroht, wenn sie nicht sofort therapeutische Nahrung und medizinische Hilfe erhalten. UNICEF warnt im Vorfeld des G7-Gipfels, dass die Zahl der gefährdeten Kinder von Minute zu Minute steigt.
Seit Anfang des Jahres hat die sich weltweit zuspitzende Ernährungskrise dazu geführt, dass in 15 besonders gefährdeten Ländern zusätzlich 260.000 Kinder an schwerer akuter Mangelernährung leiden. Darunter sind unter anderem die Staaten am Horn von Afrika und der zentralen Sahelzone. Jede Minute kämpft damit ein weiteres Kind um sein Überleben. Bereits im vergangenen Monat hatte UNICEF davor gewarnt, dass weltweit der Anstieg schwerer Mangelernährung in den zurückliegenden Jahren zu einem unkontrollierbaren Risiko geworden ist.
„Die Voraussetzungen für die extremste Form der Mangelernährung bei Kindern sind da. Wir erleben gerade, wie ein Pulverfass Feuer fängt", sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell, die am Freitag in Berlin an der internationalen Konferenz der Bundesregierung für globale Ernährungssicherheit in Berlin teilnimmt. „Nahrungsmittelhilfe ist wichtig, aber wir können hungernde Kinder nicht mit Säcken voller Weizen retten. Wir müssen diese Kinder jetzt therapeutisch behandeln, bevor es zu spät ist."
„Es bedarf jetzt einer globalen politischen und finanziellen Kraftanstrengung, um Leben zu retten", erklärte Georg Graf Waldersee, Vorsitzender von UNICEF Deutschland. „Um zukünftig derartige Krisen zu verhindern, reicht es nicht aus, allein deren Symptome zu behandeln. Die G7 müssen zugleich vorausschauend handeln und Ernährungssysteme sowie die gesundheitliche Versorgung von Kindern weltweit nachhaltig sichern und stärken."
Steigende Lebensmittelpreise aufgrund des Kriegs in der Ukraine, anhaltende Dürreperioden aufgrund des Klimawandels in einigen Ländern, zum Teil in Verbindung mit Konflikten, und die anhaltenden wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid-19 verschärfen die Nahrungsmittel- und Ernährungsunsicherheit bei Kindern weltweit. Sie haben ein katastrophales Ausmaß schwerer Unterernährung bei Kindern unter fünf Jahren zur Folge.
Als Reaktion darauf weitet UNICEF seine Arbeit in den 15 am stärksten betroffenen Ländern aus. Afghanistan, Burkina Faso, Tschad, die Demokratische Republik Kongo, Äthiopien, Haiti, Kenia, Madagaskar, Mali, Niger, Nigeria, Somalia, Südsudan, Sudan und Jemen sind Teil eines Notfallplans, mit dem eine drastische Zunahme der Kindersterblichkeit verhindert und die langfristigen Schäden durch schwere akute Mangelernährung vermindert werden sollen.
Wenn ein Kind im Verhältnis zu seiner Größe zu dünn ist, spricht man von schwerer akuter Mangelernährung. Dies ist die unmittelbarste, sichtbarste und lebensbedrohlichste Form der Mangelernährung. Ein geschwächtes Immunsystem führt zudem dazu, dass das Risiko, dass ein schwer akut mangelernährtes Kind stirbt, elfmal so hoch ist wie bei einem gesunden Kind.
UNICEF schätzt, dass in den 15 Ländern mindestens 40 Millionen Kinder nicht das Mindestmaß an abwechslungsreicher Nahrung erhalten, welches sie für ihr Wachstum und ihre Entwicklung in der frühen Kindheit benötigen. Darüber hinaus sind 21 Millionen Kinder von schwerer Nahrungsmittelunsicherheit betroffen, d. h. sie haben keinen Zugang zu ausreichender Nahrung, um ihren Mindestbedarf zu decken, so dass für sie ein hohes Risiko für schwere akute Mangelernährung besteht.
Zudem ist der Preis für gebrauchsfertige therapeutische Zusatznahrung zur Behandlung von schwerer akuter Mangelernährung in den vergangenen Wochen um 16 Prozent gestiegen, da die Kosten für die Rohstoffe stark zugenommen haben. Hierdurch wird weiteren 600.000 Kindern pro Jahr der Zugang zu einer lebensrettenden Behandlung verwehrt bleiben.
Im Vorfeld des G7-Gipfels weist UNICEF darauf hin, dass ein Maßnahmen- und Finanzpaket nötig ist, das Gesundheitssysteme in den betroffenen Ländern und UN- und zivilgesellschaftliche Organisationen über etablierte Mechanismen in die Lage versetzt, jetzt schnell und wirkungsvoll zu handeln. UNICEF benötigt beispielsweise 1,2 Milliarden US-Dollar, um
„Es ist schwer zu beschreiben, was es für ein Kind bedeutet, 'stark ausgezehrt' zu sein, aber wenn man ein Kind trifft, das an dieser tödlichsten Form der Mangelernährung leidet, versteht man es – und man vergisst es nie", sagte Russell. „Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wer darauf wartet, dass eine Hungersnot ausgerufen wird, wartet darauf, dass Kinder sterben."
Service für Redaktionen
Die Steigerungsrate der Auszehrung bei Kindern basiert auf öffentlich zugänglichen Schätzungen für Januar und Juni 2022, wie den Schätzungen der nationalen Ernährungscluster (Burkina Faso, Tschad, Mali, Niger, Nigeria und Demokratische Republik Kongo), den Analysen zur integrierten Klassifizierung akuter Mangelernährung (Kenia, Somalia, Südsudan, Jemen, Madagaskar und Haiti), den humanitären Appellen für Kinder (Äthiopien, Afghanistan) und den Übersichten über den humanitären Bedarf (Sudan). Die Gesamtzahl der Kinder, die im Januar und Juni 2022 voraussichtlich an schwerer Auszehrung leiden werden, wurde auf 7.674.098 bzw. 7.934.357 geschätzt, was einem Anstieg von 260.259 zusätzlichen Kindern entspricht.
» Aktuelle Bild- und Videomaterialien können hier heruntergeladen werden.
» Die Forderungen von UNICEF zum G7-Gipfel finden Sie hier.
» Alle aktuellen Informationen zur globalen Ernährungskrise finden Sie hier.
23.06.2022
Wie das Besteuern der Reichen tatsächlich allen helfen kann
Die Besteuerung der Kapitalerträge reicher Menschen kann Ungleichheit verringern und gleichzeitig den allgemeinen Wohlstand erhalten – allerdings nur unter zwei Bedingungen. Erstens müssen die Steuereinnahmen in die öffentliche Infrastruktur wie Schulen, öffentliche Verkehrsmittel oder nachhaltige Energieversorgung investiert werden. Zweitens muss es möglich sein, Maschinen einigermaßen gut durch Arbeit zu ersetzen. Dies ist das Ergebnis einer mathematischen Modellierung eines Teams von Ökonomen, zu dem auch der US-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz gehört, und das vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung geleitet wurde.
"Es wird viel darüber geredet, große persönliche Vermögen zu besteuern, um Ungleichheit zu verringern. Viele politische Entscheiderinnen und Entscheider bleiben aber skeptisch, denn sie vermuten, dass dies der Wirtschaft schaden könnte", sagt der Hauptautor Linus Mattauch vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, dem Institute for New Economic Thinking der Universität Oxford und der Technischen Universität Berlin. "In der Tat dient in Maschinen investiertes Kapital der wirtschaftlichen Produktivität und damit dem allgemeinen Wohlstand. Außerdem könnten die Reichen die Steuerlast auf die Armen abwälzen, indem sie die Löhne senken. Daher könnte die Besteuerung von Kapital dem Wohlstand der Arbeitnehmer schaden. Wir haben daher eine Vielzahl von Annahmen getestet, aber unser theoretisches Ergebnis gilt für alle."
Einnahmen aus Besteuerung müssen in öffentliche Infrastruktur investiert werden
"Die ökonomische Theorie dahinter ist zugegebenermaßen kompliziert, aber die Ergebnisse unserer Studie sind ziemlich klar", so Mattauch. "Interessanterweise stellt sich heraus, dass die Besteuerung von Kapitalerträgen tatsächlich dem sozialen Wohlstand insgesamt dienen kann; aber nur, wenn sie richtig gemacht wird."
Am wichtigsten ist, dass die Einnahmen aus der Besteuerung von Kapital in die öffentliche Infrastruktur investiert werden müssen, was dem gesamtwirtschaftlichen Wohlstand zugute kommt. "Wenn die Einnahmen aus der Besteuerung der Reichen für bessere Bildung oder besseren Klimaschutz verwendet werden, profitiert die gesamte Wirtschaft", sagt Koautor und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz von der Columbia University in New York. "Wenn die Regierungen die Einnahmen jedoch nicht für diese Art von Investitionen verwenden, kann die Besteuerung von Kapital der Wirtschaft auf lange Sicht sogar schaden und die Ungleichheit erhöhen."
„Keine Angst haben, sehr reiche Menschen stärker zu besteuern"
Die Höhe der Besteuerung muss an die Wirtschaft des jeweiligen Landes angepasst werden. "Ganz allgemein brauchen die Regierungen aber keine Angst haben, sehr reichen Menschen eine höhere Kapitalbesteuerung aufzuerlegen", sagt Hauptautor Mattauch. "Der Grund dafür ist, dass sich das Sparverhalten der Reichen stark von dem der Mittelschicht unterscheidet – wer viel Geld hat, spart für die Nachwelt, nicht für den eigenen Ruhestand. Das Sparverhalten der Reichen ist der eigentliche Grund für die Vermögensunterschiede."
Die Ökonomen testeten in ihren Modellen eine Reihe von realistischen Steuersätzen. "Zu hohe Steuern würden die Anreize für Kapitalinvestitionen, beispielsweise in Fabriken, zu stark verringern, wenn maschinelle Leistung nicht gut durch menschliche Arbeit ersetzt werden kann", erklärt Mattauch. "Populistische Vorschläge, privates Kapital extrem zu besteuern, würden der Wirtschaft und damit dem Gemeinwohl schaden. Es bleibt eine Gratwanderung." Die Untersuchung zeigt daher eine wichtige politische Folgerung für die Verringerung der Ungleichheit auf, die in Thomas Pikettys "Das Kapital im 21. Jahrhundert" zwar vorkommt – aber nicht belegt wird.
Menschen und Maschinen – und sozialer Zusammenhalt
Die Erkenntnisse sind nur in Gesellschaften gültig, in denen im Großen und Ganzen Menschen für Maschinen einspringen können. In entwickelten Volkswirtschaften kann eine Selbstbedienungskasse im Supermarkt einen Menschen ersetzen, oder ein Roboter im Gesundheitswesen kann eines Tages eine Pflegekraft teilweise ersetzen. Die Automatisierung ist wichtig, weil in diese Maschinen Kapital investiert wird. Wenn diese Investitionen aufgrund der Kapitalbesteuerung schrumpfen, muss die Produktivität durch Arbeit aufrechterhalten werden. Dies ist ein empirischer Unsicherheitsfaktor, zumal die künstliche Intelligenz wirtschaftlich immer wichtiger wird und nur schwer zu ersetzen ist.
"Die Kluft zwischen Arm und Reich hat sich in großen Volkswirtschaften wie den USA oder China deutlich vergrößert, zuletzt auch durch die Corona-Krise", sagt Ottmar Edenhofer, Mitautor der Studie und Direktor des Potsdam-Instituts sowie des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change. "Es sind vor allem die Reichen, die reicher werden, nicht die Armen, die ärmer werden. Doch in Zeiten vielfältiger Krisen, vom Klima bis zur Konfrontation mit Russland, mit stärker schwankenden Energie- und Lebensmittelpreisen, sind die Bindekräfte der Gesellschaft wichtig. Die Menschen müssen zusammenstehen, und in dieser Hinsicht ist das wachsende Wohlstandsgefälle ein Risiko, das es zu verringern gilt."
Link zum Artikel: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0954349X22000753
Artikel: Linus Mattauch, David Klenert, Joseph E.Stiglitz, Ottmar Edenhofer (2022): Overcoming wealth inequality by capital taxes that finance public investment. Structural Change and Economic Dynamics. (online first) [DOI:10.1016/j.strueco.2022.05.009]
Mehr als 100 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht vor Krieg und Gewalt. Darauf hat kurz vorm Weltflüchtlingstag am 20. Juni das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen hingewiesen. In der Entwicklungszusammenarbeit gibt es zahlreiche Maßnahmen, um Fluchtursachen zu bekämpfen und die Lebenssituation von Geflüchteten zu verbessern. In der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit werden Flucht und Vertreibung ebenfalls thematisiert, indem Wissen vermittelt wird über globale Zusammenhänge, die zu Konflikten und Kriegen führen können.
Bonn, 21. Juni 2021. Mehr als 100 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht vor Krieg und Gewalt. Darauf hat kurz vorm Weltflüchtlingstag am 20. Juni das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen hingewiesen. In der Entwicklungszusammenarbeit gibt es zahlreiche Maßnahmen, um Fluchtursachen zu bekämpfen und die Lebenssituation von Geflüchteten zu verbessern. In der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit werden Flucht und Vertreibung ebenfalls thematisiert, indem Wissen vermittelt wird über globale Zusammenhänge, die zu Konflikten und Kriegen führen können.
Verständnis und Empathie zu wecken für Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, ist ein Ansatz der Fellbacher Friedenskonferenz, die seit mehreren Jahren von dem Verein Ndwenga e.V. ausgerichtet wird. Die Konferenz lässt Betroffene zu Wort kommen und will Impulse setzen, wie Frieden geschaffen und bewahrt werden kann. Auf der 5. Friedenskonferenz im Oktober 2021 referierten Gäste aus Gambia, Guatemala, Indien und dem Kosovo. Zugehört haben ihnen auch Gemeinderatsmitglieder und das Eröffnungsgrußwort sprach der Erste Bürgermeister der baden-württembergischen Gemeinde. Die jetzt anstehende 6. Fellbacher Friedenskonferenz findet übrigens am 22. Juni 2022 statt.
Möglich ist diese entwicklungspolitische Bildungsarbeit an der Basis durch Förderinstrumente wie das Aktionsgruppenprogramm (AGP). Es bietet eine finanzielle Förderung, die gerade kleinere Vorhaben ohne großen bürokratischen Aufwand ermöglicht.
Ndwenga e.V. wurde 1996 von drei Frauen gegründet, Vorsitzende ist aktuell Cathy Nzimbu Mpanu-Mapanu-Plato. Mit seinen Projekten will der Verein beitragen zur Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, SDG). Insbesondere diese Ziele hat sich Ndwenga e.V. auf die Fahne geschrieben: Armut bekämpfen (SDG 1), Hunger beenden (SDG 2), Bildung gewährleisten (SDG 4), Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern (SDG 10), Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen schaffen (SDG 16 ) und Partnerschaften zur Erreichung der Ziele bilden (SDG 17). Denn neben der Bildungsarbeit in Deutschland, etwa mit der Friedenskonferenz, unterstützt der Verein auch Bildungsprojekte im Kongo, die den Menschen dabei helfen sollen, ihre Lebensumstände zu verbessern.
Mehr zu Ndwenga e.V. http://www.ndwenga-kinshasa.de
Engagement Global fördert nicht nur entwicklungspolitische Bildungsarbeit: Engagement Global unterstützt geflüchtete Menschen beispielsweise seit 2018 mit einem Projekt, entstanden aus der Inititative Kommunales Know-how für Nahost, das Syrerinnen und Syrer in deutsche Kommunalverwaltungen vermittelt. Dort können sie während einer Hospitanz Kompetenzen erwerben, die beim Wiederaufbau in Syrien von Nutzen sind.
Das Sonderprogramm Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren, wird von bengo bei Engagement Global umgesetzt.
Mehr zu Programmen von Engagement Global: www.engagement-global.de
Engagement Global
ENGAGEMENT GLOBAL gGmbH – Service für Entwicklungsinitiativen informiert und berät Einzelpersonen, Zivilgesellschaft, Kommunen, Schulen, Wirtschaft und Stiftungen zu entwicklungspolitischen Vorhaben und fördert diese finanziell. Wir qualifizieren bedarfsgerecht, verbinden Menschen und Institutionen miteinander, unterstützen zivilgesellschaftliches und kommunales Engagement.
In der Umfrage wurde die Zustimmung zu Aussagen aus drei Themenblöcken abgefragt:
Tobias Hauschild, Leiter Soziale Gerechtigkeit bei Oxfam Deutschland, kommentiert: „Die Befragten erkennen die Dimension und die Dringlichkeit der aktuellen Probleme offenbar besser als die Regierungen der G7-Staaten. Für die Staats- und Regierungschefs sollten diese Ergebnisse ein Weckruf sein. Bei dem G7-Gipfel in Elmau muss mehr herauskommen als ein Kuhhandel und faule Kompromisse auf Kosten einkommensschwacher Länder und künftiger Generationen. Es ist Zeit für echten politischen Wandel. Die Umfrage zeigt, dass die notwendigen Maßnahmen auf breite Zustimmung stoßen."
Ein langfristiger, sich weiter erwärmender Warmwasserkörper wurde jetzt von einem Team des Exzellenzclusters CLICCS der Universität Hamburg entdeckt. Er ist drei Millionen Quadratkilometer groß, auf den vom Menschen verursachten Anstieg von Treibhausgasen zurückzuführen und begünstigt extreme Hitzewellen im Nordost-Pazifik.
Dr. Armineh Barkhordarian weist im Fachjournal Nature Communications Earth and Environment jetzt nach, dass dieser Pool sich nicht durch natürliche Klimaschwankungen erklären lässt – er ist durch menschlichen Einfluss entstanden. „Dieser Wärmepool wird die Wassertemperatur auch in Zukunft ansteigen lassen und so zu häufigeren und stärkeren lokalen Hitzewellen im Ozean führen. Das bringt die Ökosysteme an ihre Grenzen", erklärt Barkhordarian, Expertin für Atmosphärische Wissenschaften. Barkhordarian ist Mitglied des Exzellenzclusters „Climate, Climatic Change, and Society" (CLICCS) der Universität Hamburg.
Das Team um Barkhordarian zeigt, dass der Pool in der Vergangenheit immer wieder lokale Hitzewellen im Ozean befördert hat. Eines dieser Phänomene ist als tödlicher „Pacific Ocean Blob" mit verheerenden Auswirkungen in den Jahren 2014 und 2015 bekannt geworden. Die Produktivität der Ozeane brach ein, giftige Algenblüten traten auf, eine hohe Zahl von Seevögeln und Meeressäugern starb. Zusätzlich beförderte das Ereignis schwere Dürren an der Westküste der USA.
Die jüngste Hitzewelle dauerte ganze drei Jahre an, von 2019 bis 2021, mit einer Wassertemperatur von sechs Grad Celsius über dem Normalwert. Das Team um Barkhordarian konnte jetzt belegen, dass dieses Extremereignis direkt auf den vom Menschen verursachten Anstieg der globalen Treibhausgase zurückgeht. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine solche Hitzewelle auch ohne den Einfluss des Menschen stattgefunden hätte, beträgt weniger als ein Prozent, mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit ist ein Treibhausgasantrieb erforderlich.
Die Studie zeigt, dass die Temperatur im Nordost-Pazifik in den letzten 25 Jahren durchschnittlich um 0,05 Grad Celsius pro Jahr gestiegen ist. Die Region kühlte im Winter insgesamt weniger ab und der Sommer dauerte in Schnitt 37 Tage länger. Dies führte dazu, dass dort allein in den letzten 20 Jahren 31 marine Hitzewellen auftraten, während von 1982 bis 1999 nur neun auftraten.
„Häufigere und extremere Hitzewellen im Ozean belasten die Ökosysteme dramatisch. Das birgt nicht nur enorme Gefahren für die Biodiversität. Es kann auch dazu führen, dass in marinen Ökosystemen eine Schwelle überschritten wird, nach der eine Erholung nicht mehr möglich ist", sagt Armineh Barkhordarian. „Durch die Entdeckung des Wärmepools bekommen wir jetzt entscheidende Informationen über die Wahrscheinlichkeit solcher Ereignisse in der Zukunft."
Inwieweit ist der Mensch verantwortlich? Mit der so genannten Attributionsforschung vergleichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie sich die Welt mit und ohne den Einfluss des Menschen entwickelt hätte. So wurde in der vorliegenden Studie der Anteil an Hitzewellen im Meer berechnet, der auf die vom Menschen zusätzlich emittierten Treibhausgase nach 1982 zurückzuführen ist. Dadurch werden auch statistische Aussagen für die Zukunft möglich.
Originalpublikation:Barkhordarian A, Nielsen DM, Baehr J (2022): Recent marine heatwaves in the North Pacific warming pool can be attributed to rising atmospheric levels of greenhouse gases; Nature Communications Earth and Environment, DOI: 10.1038/s43247-022-00461-2
Pressedienst der Universität Hamburg, 21. Juni 2022Oxfam ist Teil der People's Vaccine Alliance, einem Bündnis von fast 100 Organisationen, das sich für die Aussetzung der Patentrechte auf COVID‑19-Impfstoffe einsetzt.
Nachstehend die vollständige Pressemitteilung auf Englisch:
Responding to news that governments at the World Trade Organization (WTO) have agreed a deal on patents for COVID-19 vaccines in developing countries, Max Lawson, Co-Chair of the People's Vaccine Alliance and Head of Inequality Policy at Oxfam, said:
"This is absolutely not the broad intellectual property waiver the world desperately needs to ensure access to vaccines and treatments for everyone, everywhere. The EU, UK, US, and Switzerland blocked that text. This so-called compromise largely reiterates developing countries' existing rights to override patents in certain circumstances. And it tries to restrict even that limited right to countries which do not already have capacity to produce COVID-19 vaccines. Put simply, it is a technocratic fudge aimed at saving reputations, not lives."
"The conduct of rich countries at the WTO has been utterly shameful. The EU has blocked anything that resembles a meaningful intellectual property waiver. The UK and Switzerland have used negotiations to twist the knife and make any text even worse. And the US has sat silently in negotiations with red lines designed to limit the impact of any agreement."
"South Africa and India have led a twenty month fight for the rights of developing countries to manufacture and access vaccines, tests, and treatments. It is disgraceful that rich countries have prevented the WTO from delivering a meaningful agreement on vaccines and have dodged their responsibility to take action on treatments while people die without them."
"There are some worrying new obligations in this text that could actually make it harder for countries to access vaccines in a pandemic. We hope that developing countries will now take bolder action to exercise their rights to override vaccine intellectual property rules and, if necessary, circumvent them to save lives."
Laut UNHCR waren bereits Ende 2021 89,3 Millionen Menschen auf der Flucht. Seitdem hat vor allem der russische Krieg gegen die Ukraine ihre Zahl nochmals signifikant erhöht auf mehr als 100 Millionen Menschen - ein erschreckender Rekord.
Mehr als die Hälfte aller Flüchtenden fliehen innerhalb des eigenen Landes und zählt damit zur Gruppe der Binnenvertriebenen. Über 70 Prozent der Menschen auf der Flucht bleiben in den Nachbarländern. Somit nehmen Entwicklungsländer 83 Prozent der Flüchtlinge weltweit auf. Bereits Ende 2021 wurden 40 Prozent der Menschen auf der Flucht von Ländern aufgenommen, die selbst von Nahrungsmittelkrisen betroffen sind.
Entwicklungsministerin Svenja Schulze: „Neben dem Verlust ihrer Heimat sind viele Flüchtlinge und Binnenvertriebene nun zusätzlich vom Hunger bedroht. Die durch den russischen Angriffskrieg verursachten steigenden Nahrungsmittelpreise sind eine Katastrophe für Entwicklungsländer, die von Armut, Trockenheit und Hunger betroffen sind und zudem als Aufnahmeländer für Millionen geflüchteter Menschen zu sorgen haben. Wir sind als Weltgemeinschaft gefragt, in gemeinsamer Verantwortung und Solidarität diese Länder zu unterstützen".
Das Entwicklungsministerium unterstützt Geflüchtete und Binnenvertriebene, sowie Aufnahmeländer und –gemeinden in Entwicklungsländern weltweit. Die Maßnahmen zur Unterstützung von Flüchtlingen und aufnehmenden Gemeinden umfassen alle Lebensbereiche: Bildung, Energie, Gesundheitsversorgung, psychosoziale Unterstützung, Wasser- und Sanitärversorgung, Beschäftigung und einkommensschaffende Maßnahmen. Dabei spielt die Sonderinitiative Flucht eine zentrale Rolle. Sie konnte zwischen 2014 und 2021 in 299 Projekten rund 17,5 Mio. Menschen erreichen.
Darüber hinaus unterstützt das Entwicklungsministerium Länder des Globalen Südens bei der Bewältigung der Folgen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Der Angriff Russlands auf die Ukraine hat die Weltmarktpreise für Getreide um ein Drittel steigen lassen, die ohnehin hohen Preise für Düngemittel noch stärker. Besonders groß ist die Not in Ländern, die selbst kein Getreide anbauen und daher auf den Import von Weizen und Mais angewiesen sind.
Entwicklungsministerin Svenja Schulze: „Durch Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine hat sich die weltweite Ernährungslage dramatisch verschärft. Es droht die schwerste Hungersnot seit dem Zweiten Weltkrieg. Wir müssen entschlossen und gemeinsam handeln. Deshalb setze ich mich für eine starke internationale Antwort im Rahmen des Bündnisses für globale Ernährungssicherheit ein."
Beispiel Südsudan: In den ohnehin strukturschwachen Regionen Yambio, Maridi und Ibba nahe der Grenze zum Kongo leben besonders viele Binnenvertriebene und Rückkehrende. Ihre wirtschaftliche und soziale Integration ist herausfordernd, da die Ressourcen sehr knapp sind. Auch die ansässige Bevölkerung leidet unter dem Mangel an Lebensmitteln. Um die Versorgung aller dort lebenden Menschen zu verbessern, fördert das Projekt die landwirtschaftliche Produktion und lokale Wertschöpfungsketten durch Infrastrukturmaßnahmen wie den Bau von Märkten, Lagerhäusern sowie Obst- und Honigverarbeitungsanlagen. Die Unterstützung kleinbäuerlicher Nahrungsmittelproduktion und lokaler Anbaumethoden wie Baumschulen oder Regenwassersammlung ergänzen Schritt für Schritt die Selbstversorgungsmöglichkeiten der Menschen in der Region.
Beispiel Sudan: Im Sudan, einem der ärmsten Länder Afrikas, ist rund die Hälfte der Bevölkerung akut von Ernährungsunsicherheit bedroht. Unter den mehr als 3 Millionen Binnenvertriebenen, Migranten und Flüchtlingen ist dieser Anteil noch höher. Das BMZ stellt gemeinsam mit der EU und weiteren Gebern dringend benötigte Gelder für Ernährungssicherung bereit. So wurden 100 Millionen Euro aus einem Weltbank-Fonds kurzfristig für Nahrungsmittel und Sozialtransfers umgewidmet, durch die auch Binnenvertriebene, Migranten und Flüchtlinge erreicht werden. Durch die Aufstockung laufender Maßnahmen erhalten besonders betroffene Bevölkerungsgruppen zusätzliche Unterstützung: In Ostsudan etwa werden Flüchtlinge und Migranten beim Anbau von Obst und Gemüse für den eigenen Gebrauch und für den Verkauf auf lokalen Märkten unterstützt. Auch im Darfur, wo die meisten Binnenvertriebenen leben, bauen wir unser Engagement zur Unterstützung der lokalen Bevölkerung aus.
UNICEF zum Welttag gegen Kinderarbeit am 12.6.2022
Kinderarbeit: 160 Millionen Mädchen und Jungen arbeiten statt zur Schule zu gehen
Zusätzliche neun Millionen Kinder könnten durch die COVID-19-Pandemie in Kinderarbeit gedrängt werden
© UNICEF/UNI394756/DejonghKöln, den 10. Juni 2022// Weltweit werden laut UNICEF 160 Millionen Mädchen und Jungen durch Kinderarbeit grundlegende Rechte vorenthalten und ihre Chance auf eine bessere Zukunft zerstört. Fast die Hälfte der betroffenen Kinder arbeitet unter gefährlichen Bedingungen. Bereits vor der Covid-Pandemie waren die Fortschritte beim Kampf gegen Kinderarbeit ins Stocken geraten. Durch die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie könnten nach Schätzungen von UNICEF und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) neun Millionen weitere Mädchen und Jungen bis Ende dieses Jahres in Kinderarbeit gedrängt werden.
„Die Zeit drängt: Das Ziel der Weltgemeinschaft, Kinderarbeit bis 2025 zu beseitigen, rückt in weite Ferne, wenn wir jetzt nicht massiv gegensteuern", erklärte der Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, Christian Schneider, anlässlich des Welttags gegen Kinderarbeit am 12. Juni. „Regierungen müssen Kindern Schutz und Chancen geben. Unternehmen müssen Kinder- und Menschenrechte einhalten. Wir alle können durch unser Konsumverhalten dazu beitragen, die Ausbeutung von Kindern zu verhindern."
Mit den Nachhaltigen Entwicklungszielen (Ziel 8.7) hatte die Weltgemeinschaft vereinbart, Kinderarbeit bis zum Jahr 2025 zu beenden. Während die Zahl der arbeitenden Mädchen und Jungen zwischen in den Jahren 2000 bis 2016 deutlich (um 94 Millionen Kinder) gesunken war, gab es laut den letzten Schätzungen von ILO und UNICEF zwischen 2016 und 2020 erstmals wieder einen Anstieg (um 8,4 Millionen).
Bei der fünften Globalen Konferenz zur Beseitigung von Kinderarbeit im Mai in Südafrika haben die Delegierten von Regierungen, Gewerkschaften, Arbeitgeberorganisationen, UN-Organisationen und zivilgesellschaftlichen Gruppen mit dem „Durban Call to Action" das Bekenntnis zu dem Ziel, Kinderarbeit in allen Formen zu unterbinden, erneuert und eindringlich konkrete Schritte zur Umsetzung gefordert. Dazu gehört unter anderem, ambitionierter an den zugrundeliegenden Ursachen zu arbeiten und faire Arbeit und Löhne für Erwachsene und Heranwachsende oberhalb des Mindestalters sicher zu stellen, für flächendeckende soziale Schutzsysteme zu sorgen und allen Kindern Zugang zu kostenfreier, verpflichtender und qualitativ hochwertiger Bildung zu ermöglichen.
Ein aktueller UNICEF-Bericht, der in den nächsten Tagen veröffentlicht wird und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert wurde, unterstreicht die wichtige Rolle von Unternehmen bei der Überwindung von Kinderarbeit. Unternehmen haben durch ihr Handeln großen Einfluss – im guten wie im schlechten Sinn. Um Kinderarbeit wirksam zu bekämpfen reicht es nicht, sie in Lieferketten zu verbieten. Vielmehr müssen Unternehmen berücksichtigen, dass ihr gesamtes Handeln Auswirkungen auf Kinder und Familien hat. Zum Beispiel treiben niedrige Löhne oder die Praxis, Preise für Rohstoffe teilweise unter die Produktionskosten zu drücken, Familien in wirtschaftliche Not. Ein niedriges Familieneinkommen wiederum führt dazu, dass Kinder häufig gezwungen sind, mitzuverdienen, damit die Familie überleben kann. Gute Arbeitsbedingungen für Eltern, ausreichende Bezahlung und Gesundheits- sowie Sicherheitsmaßnahmen in den Unternehmen tragen hingegen dazu bei, die Kinderarbeit zu verringern.
UNICEF ruft deshalb Unternehmen dazu auf, Kinderrechte einschließlich der Prävention von Kinderarbeit in ihr gesamtes unternehmerisches Handeln zu integrieren – von Arbeitsverträgen und Löhnen über Einkaufsverhalten bis hin zu familienfreundlichen Strukturen. Darüber hinaus sollten Unternehmen in Programme investieren, die zum Beispiel die Schul- und Ausbildung von Kindern fördern sowie Familien und Gemeinden stärken. Nicht zuletzt können Unternehmen eine Vorbildfunktion einnehmen, indem sie sich gegen Kinderarbeit positionieren, faire Geschäftspraktiken haben und Kinderrechte in ihrem Bereich umsetzen.
Seit zehn Jahren geben die „Grundsätze zum Schutz und zur Förderung von Kinderrechten durch Unternehmen" Orientierung, wie sie Kinderrechte in ihren Sorgfaltsprozessen umsetzen können.
Service:
» Aktuelle Bild- und Videomaterialien stehen hier zur Verfügung.
» Die Schätzungen zur weltweiten Kinderarbeit werden alle vier Jahre erstellt. Die letzten verfügbaren Schätzungen wurden im Juni 2021 von ILO und UNICEF veröffentlicht („Child Labour: 2020 Global Estimates, trends and the road forward") und beziehen sich auf den Zeitraum 2016 bis 2020.
» Im Blogbeitrag finden Sie weitere Informationen zum Thema.
Blockade des TRIPS-Waivers durch EU, GB und Schweiz kostet Leben und setzt Glaubwürdigkeit und Zukunft der WTO aufs Spiel
Berlin, 09.06.2022. 17,5 Millionen Menschen sind im Zusammenhang mit COVID-19 gestorben, seit die Welthandelsorganisation (WTO) vor 20 Monaten damit begonnen hat, über die Freigabe geistiger Eigentumsrechte auf Mittel der Pandemiebekämpfung zu verhandeln. Das zeigt eine Berechnung, die Oxfam und die People's Vaccine Alliance (PVA) zwei Tage vor dem WTO-Ministerial-Treffen veröffentlichen. Die Patentfreigabe ist unerlässlich, damit einkommensschwache Länder der Pandemie durch eigene Produktion von Impfstoffen und Medikamenten begegnen können.
Statt sich auf den ursprünglichen Antrag auf einen sogenannten TRIPS-Waiver zu fokussieren, der von Südafrika und Indien im Oktober 2020 eingereicht wurde, verhandelt die WTO derzeit einen stark eingeschränkten Alternativentwurf. Dieser bezieht sich lediglich auf Impfstoffe, lässt Tests und Medikamente außen vor und würde nur für eine stark eingeschränkte Anzahl von Ländern gelten. Außerdem umfasst er nicht alle geistigen Eigentumsrechte oder einen Technologietransfer, sondern beschränkt sich auf Patente im engsten Sinn und lässt Industriestandards, Copyrights, Firmengeheimnisse und Verschwiegenheitsverpflichtungen außen vor. Oxfam und die PVA warnen, dass dieser Entwurf für Hersteller in einkommensschwachen Ländern zusätzliche Hürden errichten und die lokale Produktion von Impfstoffen weiter verhindern würde.
Auf dem afrikanischen Kontinent ist aktuell weniger als ein Fünftel der Bevölkerung doppelt geimpft. Über ein Jahr lang waren kaum Impfstoffe verfügbar, wurden dann nur sporadisch und oft erst kurz vor dem Verfallsdatum geliefert, sodass die Empfängerstaaten kaum wirkungsvolle Impfkampagnen durchführen konnten. Trotz dieser gravierenden Probleme haben es die afrikanischen Länder geschafft, 70 Prozent der Impfstoffe zu verabreichen, die sie geliefert bekommen haben. Das ist nah am europäischen Durchschnitt (73 Prozent) und mehr als in vielen europäischen Ländern, etwa Österreich (58 Prozent), Portugal (68 Prozent) oder Zypern (69 Prozent). Dies ist umso bemerkenswerter, als afrikanische Länder über weitaus begrenztere Gesundheitsbudgets verfügen – pro Kopf sind die Gesundheitsausgaben dort durchschnittlich 33-mal niedriger als in wohlhabenden Ländern.
Oxfam und die PVA betonen, dass die Blockade des Waivers laufende Handelsabkommen ebenso wie die Glaubwürdigkeit der WTO gefährdet, insbesondere in Anbetracht der Gefahr einer globalen Rezession in Verbindung mit steigenden Ernährungs- und Energiekosten.
Anna Marriott, leitende Gesundheitsexpertin von Oxfam, erklärt:
„Fast 30.000 Menschen sind jeden Tag gestorben seit Oktober 2020, als Südafrika und Indien die Freigabe des geistigen Eigentums beantragt haben. Wenn die Welt die Freigabe sofort umgesetzt hätte, könnten viele dieser Menschen noch am Leben sein."
„Die Regierungen der wohlhabenden Länder haben sich dazu bekannt, dass Impfstoffe ein globales öffentliches Gut sein sollen. Dann haben sie 20 Monate damit verbracht, genau jenen Prozess zu sabotieren, der dieses Versprechen in die Tat umgesetzt hätte. Das ist an Heuchelei kaum zu überbieten."
„Müssen wir wirklich in dieser Weltlage weiter darüber verhandeln, ob einkommensschwache Länder ihre eigenen Impfstoffe, Tests und Medikamenten produzieren dürfen, die sie für diese und zukünftige Gesundheitskrisen brauchen?"
Julia Kosgei, Gesundheitsreferentin der PVA, erklärt:
„Warum müssen Menschen in einkommensschwachen Ländern den heutigen COVID-Varianten mit Impfstoffen von gestern begegnen? Die EU-Länder müssen endlich eine echte Freigabe von Impfpatenten zulassen, um in dieser kritischen Lage verloren gegangenes Vertrauen wieder zu gewinnen."
„Wir wollen keine Almosen, wir wollen Solidarität und unsere Menschenrechte gewahrt sehen. Wir rufen alle Regierungen auf, endlich die geistigen Eigentumsrechte für Mittel zur Pandemiebekämpfung freizugeben, für diese und für zukünftige Gesundheitskrisen!"
Oxfam ist Teil der People's Vaccine Alliance, einem Bündnis von fast 100 Organisationen, das sich für die Aussetzung der Patentrechte auf COVID‑19-Impfstoffe einsetzt.